25 JANUARY 2022 / PRIVACY
Seit geraumer Zeit versuche ich von den Big-Playern auf datenschutzfreundlichere Alternativen umzustellen. Hier möchte ich einige Tools empfehlen, die ich selbst im Alltag brauche.
Art. 13 Schutz der Privatsphäre
1 Jede Person hat Anspruch auf Achtung ihres Privat- und Familienlebens, ihrer Wohnung sowie ihres Brief-, Post- und Fernmeldeverkehrs.
2 Jede Person hat Anspruch auf Schutz vor Missbrauch ihrer persönlichen Daten.
Art. 13 BV[1] legt unmissverständlich fest, dass jede Person Anspruch auf Achtung der Privatsphäre hat. Aus Art. 13 floss sodann auch das DSG[2], das übrigens in Kürze revidiert wird, womit wir bereits mitten im Datenschutz sind. Obwohl jede Person diesen Anspruch hat, wird dieser doch sehr oft und einfach aufgegeben oder gar missachtet.
In einem ersten Schritt geben viele Personen (auch ich) Teile unserer Privatsphäre frei, um dadurch entweder einfacher an Informationen zu kommen (bspw. Suchmaschinen), sich einfacher mit anderen Menschen auszutauschen oder einfach um an Unterhaltung zu kommen. Jede Person soll dabei selbst entscheiden können, an wen sie Informationen über sich preis gibt. So zumindest in der Theorie. In der Praxis sind sich jedoch viele Personen (zweifelsfrei auch ich immer wieder) nicht immer bewusst, welche Informationen man über sich preisgibt. Wenn ich bei einer Suchmaschine nach “Husky Welpen Schweiz” suche, mag das in einem ersten Schritt nur aussagen, dass ich mir einen Hund in der Schweiz kaufen möchte. Dass ich dabei aber noch viel mehr Informationen über mich preis gebe ist mir in diesem Moment wahrscheinlich kaum bewusst. Diese Suche könnte nämlich über meine Lebenssituation klare Auskünfte geben: Je konkreter das Interesse an einem Hundekauf, desto eher lässt sich darauf schliessen, dass ich eine stabile Lebenssituation habe. Vermutlich verfüge ich über eine stabile Einkommenssituation, habe Personen um mich, die den Hund bei Gelegenheit mal hüten würden. Da Huskys mehr Bewegung brauchen als bspw. ein Zwergspitz gebe ich damit eventuell sogar über meine gesundheitliche Situation Auskunft. Dieses Beispiel könnte man noch weiter denken und sobald man diese Suche mit anderen Suchen kombiniert lässt sich sehr schnell ein relativ genaues und weitgehendes Persönlichkeitsprofil erstellen.
Sollten Sie regelmässig Google benutzen empfehle ich Ihnen folgende Seite aufzurufen, um Ihr Persönlichkeitsprofil anzusehen (dies setzt voraus, dass Sie bei Google die Werbe-Personalisierung nicht ausgeschaltet haben). Hier finden Sie unter Umständen relativ genaue Angaben über Ihre Interessen, Ihr Alter, Ihr Geschlecht, Ihr Zivilstand und Ihre Bildung.
Hier gehts zur Seite: Werbe-Einstellungen bei Google
Eine ähnliche Funktion gibt es bspw. auch bei Bing: Werbe-Einstellungen Bing
Mit diesen Daten werden Werbeanzeigen auf Sie zugeschnitten. Nun mögen Sie der Ansicht sein, dass die Suchmaschinen diese Informationen problemlos über Sie wissen dürfen. Hier würde ich gerne die Gegenfrage stellen, warum die Suchmaschinen diese Informationen über Sie wissen müssen (respektive warum sie diese Informationen länger wissen müssen, als für die Beantwortung der Suchanfrage zwingend nötig), und würden Sie bspw. die Frage “Was tun bei Blasenentzündung?” und die damit einhergehende Information, dass Sie zur Zeit an einer Blasenentzündung leiden, wirklich Ihnen völlig fremden und unbestimmt vielen Personen stellen? Diese Frage ist übrigens die zweitmeist gegoogelte Was-Frage in der Schweiz im Jahre 2021.[3]
Wenn Sie diese Frage mit “Nein” beantwortet haben sind Sie hier genau richtig und es stehen Ihnen zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Entweder Sie deaktivieren bei Ihrer Suchmaschine die Personalisierung, oder aber Sie gehen noch einen Schritt weiter und wechseln zu einer Suchmaschine, die standardmässig gar keine Informationen über Sie speichert.
Als erstes muss darauf hingewiesen werden, dass datenschutzfreundlichere Suchmaschinen eben keine Persönlichkeits- und Interessensprofile erstellen und deshalb auch die Suchresultate nicht auf die Interessen der suchenden Person massgeschneidert sind. Zudem habe ich festgestellt, dass je nach Suche die eine oder andere Suchmaschine bessere Resultate anzeigt. Ich habe inzwischen aber eine Suchmaschine gefunden, die ich im Alltag ohne Nachteile benutzen kann.
Dabei handelte es sich um die Suchmaschine Startpage.com. Startpage liefert nicht nur Resultate wie Google, sondern liefert die Resultate von Google (abzüglich der persönlich “optimierten” Resultate natürlich). Starpage nimmt Ihre Suchbegriffe entgegen, anonymisiert diese auf ihren “Premise-Servern”, sendet die anonyme Anfrage durch einen weiteren “Application Server” an Google und die dort erhaltenen Resultate wieder zurück über den “Premise-Server” an die suchende Person.[4] Damit steht zwischen der suchenden Person und Google stets ein anonymisierender Server von Startpage. Die Verbindungen sind dabei verschlüsselt. Startpage wird von Startpage BV betrieben, einem in Holland registrierten Unternehmen. Damit unterliegt Startpage der DSGVO. Gemäss den Datenschutzbestimmungen von Startpage erfässt Startpage keine persönlichen Daten und richtet sich dabei nach der Definition der DSGVO, womit alle alle “Informationen, die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare natürliche Person”[5] beziehen gemeint sind. Startpage speichert keine Metadaten und keine IP-Adressen. Für statistische Zwecke speichert Startpage anonymisierte Angaben zu namentlich den verwendeten Geräten, Browsern und Browsersprachen.
Folgendes muss bei Startpage beachtet werden: Auch Startpage bettet Werbeanzeigen ein, diese sind aber nicht auf die Interessen der suchenden Person abgestimmt. Die Werbeanzeigen kommen somit einer Werbeanzeige im Bus oder Tram gleich. Startpage stiess 2019 in der Privacy-Community auf grosse Kritik, als ein US-Amerikanisches Unternehmen als Grossinvestor hinzukam.[6] Hiezu sei angefügt, dass Startpage weiterhin aus der EU von einem EU-Unternehmen betrieben wird und somit weiterhin der DSGVO untersteht. Im Prozess scheinen Funktionen des Investorenunternehmen für Instant Answers auf der Ebene der “Application Server” verwendet zu werden, dieser Server verfügt aufgrund der Anonymisierung auf den “Premise Servern” jedoch nicht über identifizierende Daten.[7] In den Einstellungen von Startpage kann der Serverstandort zudem auf Europa eingeschränkt werden. Im Gegensatz zu alternativen Suchmaschinen stellt dies für mich eine deutliche Verbesserung dar.
Selbstverständlich habe ich auch weitere Suchmaschinen getestet. Eine dieser Suchmaschinen war Qwant. Leider musste ich bei Qwant sehr schnell feststellen, dass die Suchmaschine besonders bei juristischen Suchanfragen keine passenden Resultate anzeigt. Qwant wäre als zweite europäische Suchmaschine ebenfalls hoch im Kurs gewesen.
Auch DuckDuckGo lieferte mir nicht die gleichen Suchresultate. Hier sprach für mich auch der Sitz in den USA gegen eine Verwendung der Suchmaschine.
Noch nicht ausprobiert habe ich die Schweizer Suchmaschine Swisscows, was ich bei Gelegenheit aber definitiv noch nachholen werde.
Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft vom 18. April 1999 (Stand am 7. März 2021), SR 101. ↩
Bundesgesetz über den Datenschutz (DSG) vom 19. Juni 1992 (Stand am 1. März 2019), SR 235.1. ↩
Googles Jahresrückblick 2021 der Schweiz Jahresrückblick anschauen, zuletzt besucht am 29. Januar 2022. ↩
Nix zu verbergen Artikel (Startpage Blog) vom 4. Juni 2020 - "Wie funktioniert eigentlich Startpage?", zuletzt besucht am 29. Januar 2022; "How Startpage processes and protects your data", zuletzt besucht am 29. Januar 2022. ↩
Art. 4 Ziff. 1 DSGVO ↩
Bspw. “Startpage Acquired by System1, Privacy One Group – Still Safe?” zum Artikel, zuletzt besucht am 29. Januar 2022. ↩
"How Startpage processes and protects your data", zuletzt besucht am 29. Januar 2022. ↩